Die Bezeichnung Renaissance, welche aus dem Französischen stammt, und Wiedergeburt (der Antike) bedeutet, trifft vor allem auf die Architektur zu.
Dass die Renaissance als erstes im späten 14. Jh. in Italien entstand, ist ein nahezu logischer Schritt. Dort entwickelten sich früh selbstständige Städte mit einem relativ freien Bürgertum und die römischen Hinterlassenschaften waren im unmittelbaren Blickfeld der Menschen.
Durch die Wiederentdeckung der „Zehn Bücher über die Architektur“ (De Architectura Libri Decem) des Römers Vitruv, entstand eine enge Anlehnung an die antike Architektur. Es wurden genaue historische Untersuchungen durchgeführt, wodurch die Architekturtheorie entscheidend vorankam.
Auf architektonischer Ebene wurde mit den antiken Elementen gespielt und neue eigenständige Kreationen entstanden. Die Architektur der Renaissance entwickelte trotzdem ihren eigenen Charakter, der ein hohes Maß an Lebenspraxis ausdrückte. Das Ziel der Renaissancearchitektur war, ein harmonisches und vollkommenes Maß zu erreichen, bei dem die menschliche Proportion als Grundlage diente.
Antike Elemente wurden nicht kopiert, sondern nur das Wesen der Antike aufgegriffen. Zwar wurden antike Körper durchaus übernommen, aber die selbstständigen Gedankenleistungen der Renaissance gewährten eine neue Ordnung, Funktion und Proportion der Bauwerke.
Dr. Christoph Höcker beschreibt in seinem Buch „Architektur“ die Grundzüge dieser Architektur folgendermaßen: „Die Renaissance-Architektur ist in ihren Grundzügen ausgesprochen rational und transparent strukturiert. Sie besteht aus einer Aneinanderreihung weniger klarer geometrischer Grundformen: Kreis, Quadrat und Rechteck im Grundriss, Kugel, Halbkugel, Würfel, Quader und Zylinder im Bauvolumen. Das Ganze ist in durchdachter Weise proportioniert und (…) regelrecht von Theorie durchdrungen (…). Säulen, Pilaster und Kapitelle in den verschiedenen Bauordnungen, Triumphbogenmotive und überkuppelte Säle sind Verweis auf die antik römische Architektur.“
Die Renaissance stellte einen klaren Bruch zur Architektur des Mittelalters dar. Universalkünstler wie Filippo Brunelleschi, Leonardo da Vinci oder Michelangelo traten häufig an die Stelle von traditionell ausgebildeten Architekten.
Da die Renaissancearchitektur keine Kopie der Antike war, entstand eine neue Raumauffassung, die Perspektive wurde wieder erfunden und somit wurden Architekturzeichnungen mit Grundriss, Schnitt und Ansicht möglich. Man entwickelte das antike Erbe weiter, was z.B. an neuen Brückenbauten und an der Kuppel der Kathedrale in Florenz deutlich wird.