Die gegenwärtige Architektur spiegelt die Anonymität der Gesellschaft wider. Die Architektur ist kühl und klar und wie auch im normalen Leben werden nach wie vor Fehler gemacht. Das sieht man z.B. an den Wohngebieten, die rund um den Mercatura in Aalen entstanden sind. Diese Wohnklötze sind eine Katastrophe und engen den Lebensraum stark ein.

Genauso fehlt es in unserer Zeit an geistigen Freiräumen. Die Gesellschaft vereinheitlicht, Querdenker fliegen raus! Die heutige Architektur stellt überdies die Systematisierung der Gesellschaft, in die sich jeder Einzelne einfügen muss, dar.

Große Gebäude von früher waren um einiges individueller als die gegenwärtige Massenproduktion. Darüber hinaus demonstriert die Architektur das Kurzlebige unsere Gesellschaft auf eindrucksvolle Weise.

Und wie sieht das mit modernen Museumsbauten, wie z.B. dem Guggenheim-Museum aus?

Museen bilden da natürlich eine Ausnahme. Sie sind viel variabler, aber es handelt sich dabei eben um besondere Bauwerke. Öffentliche Gebäude, wie z.B. der Berliner Bundestag weichen von der Norm ab. Der Bundestag hat etwas sich nach außen Öffnendes.

Insgesamt ist heute die Funktionalität sehr prägend. „Form follows Function“. Leider rückt dadurch eher kurzlebige, billige und einfache Architektur in den Vordergrund.

Früher hatte man ein stärker kulturell verknüpftes Verständnis. Das liegt zweifellos daran, dass Residenzen,  wie Schlösser oder große sakrale Architektur nicht mehr gebaut wird. Das Bedürfnis dafür ist schlicht nicht mehr vorhanden.

Große Komplexe, die heute entstehen, sind Shoppingcenter. Das zeigt, vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, natürlich weniger tiefes kulturelles Verständnis.