Im Rückblick auf meine Seminararbeit lässt sich mit Bestimmtheit sagen, dass dieses Projekt eine persönliche Bereicherung für mich darstellt.
Die Verschiedenheit der vier Bauwerke ermöglichte es mir einen sehr differenzierten Blick auf wichtige architektonische Epochen zu erlangen.
Mein Anliegen der Seminararbeit war, die vier Bauwerke über die Architektur hinaus bis hin zur jeweiligen Kultur zu bearbeiten.
Genau wie es dem Beruf des Architekten entspricht, der gestalten, planen, berechnen und bauen muss, wurde auch meine Seminararbeit von großer Vielfältigkeit bestimmt.
Im theoretischen Bereich konnte ich darlegen, welche Voraussetzungen der geschichtliche Hintergrund für die Umsetzung der Bauwerke bot. Indem ich auf die Architekturepochen einging, in welchen die Bauwerke entstanden sind, wurde mein Verlangen den besonderen aber in seinem Formkanon meist klar in die damalige Zeit eingebetteten Stil der Bauwerke, vor einen größeren Kontext zu stellen.
Mit der Erörterung Bauweise und der Architektur des Bauwerks arbeitete ich den eigenen Charakter der Bauwerke heraus. Der Schritt darüber hinaus war dann die Funktion und den Baugrund genauer zu hinterfragen. Damit stellte ich einerseits Rückschlüsse auf die Gesellschaft dieser Zeit auf und analysierte andererseits welche Auswirkungen auf Architektur, Technik und Denkweise durch die Bauwerke hervorging.
Im Folgenden werde ich die Besonderheit der Bauwerke stark komprimiert zusammenfassen.
Bei der Architektur des zeitenüberdauernden Steinkolosses der frühen Hochkultur Ägypten, der Cheops-Pyramide, beeindrucken vor allem drei Dinge. Das sind die gewaltige Dimension, die Genauigkeit und Perfektion mit der damals gearbeitet wurde, sowie die exakte Symmetrie. Ein Gebäude zu bauen, das fast 4000 Jahre lang das höchste Bauwerk der Welt war und überdies so detailliert ausgearbeitet wurde, dass die Grundseite z.B. nur um 2-3 cm von einem Quadrat abwich, das war unbestreitbar eine Meisterleistung.
Bis heute weiß man noch nicht, ob die Pyramide mit Hilfe einer riesigen Rampe oder doch mit raffinierten Werkzeugen, wie Kurbeln und Gegengewichten erbaut wurde. Auch die genaue Funktion der Pyramide ist noch nicht zufriedenstellend erforscht. Sicher ist jedoch, dass hinter dem Großprojekt des Pyramidenbaus viel mehr als ein ruhmsüchtiger Pharao stecken musste. Der starke Zusammenhalt und Wille durch den die Errichtung der Cheops-Pyramide ermöglicht wurde, war größtenteils durch die Religiosität und den Totenkult der Ägypter bedingt.
Das Kolosseum ist eine exakte Darstellung der architektonischen Formentwicklung dieser Zeit. Dorische, ionische und korinthische Säulenordnungen, Rundbogen, Stein- Beton und Ziegelbauweise, das alles sollte noch Jahrhunderte später die Architektur bestimmen.
Das elliptische und ca. 50 - 90.000 Menschen fassende Stadion war ein wichtiges Machtinstrument. Das Kolosseum war kein uneigennütziges Geschenk für das Volk, sondern es diente der innenpolitischen Stärkung, der sozialen Ablenkung und der politischen Kontrolle der breiten Massen Roms. Doch es ist nicht nur ein Symbol für Roms Machtanspruch, es stellt ferner eine gute Quelle für die Entwicklung und neue Techniken, die am Bau gemacht wurden, wie Betonbauweise, Massenproduktion und Standardisierung, dar.
Von einem völlig neuen Zeitalter war die Errichtung der Kuppel des Doms von Florenz bestimmt. Während mit dem Unterbau des Doms schon in der Gotik begonnen wurde, vollendete man den Dom mit dem Bau der Kuppel zwischen 1420-1436. Die gewaltige Kuppel, die den zentralen Raum des Gotteshauses überspannt, besitzt einen oktogonalen Grundriss. Von den acht Ecken der Kuppel laufen Rippen zum Zentrum der Kuppelspitze zusammen, wobei die Laterne den Abschluss darstellt.
Die Grundlagen für den Bau der Kuppel lagen in der damaligen Zeit. Die Renaissance, eine innovative Schwellenzeit, war die Wiedergeburt der Antike. Nicht nur auf architektonischer Ebene begann ein Umbruch, der Neues mit sich brachte.
Die Zeit wird zeigen, ob der Burj Khalifa das Zeug dazu hat, in die Geschichte der herausragendsten Bauwerke einzugehen. Die Voraussetzungen hat er dazu allemal, es ist nur die Frage, was geschieht, wenn er in nicht allzu ferner Zukunft im Bezug auf die Höhe überholt wird.
Die besondere Form des Burj Khalifa stammt von dessen y-förmigen Grundriss, von dem sich drei Hauptarme nach oben spiralförmig verjüngen. Für das bis zur Weltwirtschaftskrise enorm prosperierende Dubai, stellte der Burj Khalifa ein wichtiges Projekt dar. Durch ihn will man zeigen, was der neue mittlere Osten zu leisten im Stande ist und gleichzeitig Dubai durch Architektur interessanter machen, so dass mit dem Tourismus ein neues Standbein geschaffen wird.
Neben dem theoretischen Teil stellte der praktische Teil eine ergänzende Komponente in meiner Arbeit dar. Durch den Bau des Modells entstand die Möglichkeit mich in ein Spezialgebiet extrem vertieft einzuarbeiten. Außerdem musste ich die Schwierigkeiten des Modellbaus meistern, wie komplexe technische Konstruktionsprinzipien, Materialien und Formen, die nur durch ideenreiche Lösungen zu bewältigen waren. Hierbei soll nicht der Eindruck entstehen, mir hätten sich keine Probleme in den Weg gestellt oder mir wären keine Fehler unterlaufen.
Ein wirklich maßstabsgerechtes Modell der Kuppel zu bauen, wurde nur dadurch möglich, dass mir Frau Gärtner den Tipp gab, die Landesbibliothek Stuttgart zu besuchen. Auf dem Buch, welches ich dort ausleihen konnte, basierte der Großteil der Kuppel- und Domkonstruktion.
Viele Fehler beim Modellbau konnte ich nur durch Umdenken oder großen Zeitaufwand ausbügeln.
Beim theoretischen Teil war es von Vorteil, dass ich schon eine Achtklass- und eine Zehntklassarbeit geschrieben hatte und somit wusste, wie früh man beginnen musste, um die Arbeit genau so zu gestalten, wie man es sich vorgenommen hat. Trotzdem unterschätzte ich vermeintlich kleine Aufgaben, wie das Einfügen von Bildern, da ich auch hier sehr genau vorging.
Vor allem die Konstruktion des Modells stellte mich vor die größte Herausforderung. Neben dem astronomischen Zeitaufwand, kam noch hinzu, dass ich keine einfache Bauanleitung besaß, nach der ich es schön erstellen können hätte, sondern mir blieb natürlich nichts anderes übrig, als jede Form selbst abzumessen, zu visualisieren und entwerfen und später zu bauen.
Neben diesen klassischen Fähigkeiten eines Architekten, entstand durch die Gestaltung meiner Internetseite die Möglichkeit auf dem neuesten Stand der Technik mit dem Massenmedium Internet besser umzugehen.
Das Interview stellte eine weitere unmittelbare Art der Erfahrung dar. Dadurch dass ich mit zwei Architekten der Gegenwart kommunizieren durfte, konnten mir diese ihre ganz persönliche Auffassung von Architektur erklären. Außerdem wurde dadurch die direkte Brücke zur Gegenwart geschlagen. So konnte ich den Wandel in der Architektur erleben.
Abschließend kann man sagen, dass Menschen schon immer von Extremen fasziniert waren und bis heute sind. Jeder einzelne versucht seine Grenzen zu überwinden, um Neues zu erfahren.
Wie das Oberthema des Seminarkurses ausgedrückt, so sind, um die Extremen auszukosten, zwei Dinge unvermeidbar, die Vision und die Kraft zur Umsetzung.
Bezieht man sich dabei nun ausschließlich auf die Architektur, wird ersichtlich, weshalb diese in einem stetigen Wandel begriffen ist. Gänzlich unterschiedliche Stilepochen wechseln sich stetig ab. Auf die schlichte und trutzige Romanik folgte die zur Höhe strebend Gotik. Die klare und in sich ruhende Harmonie der Renaissance wurde von der Dynamik und dem Prunk des Barock verdrängt.
Auch bei meinen Bauwerken wurden die Grenzen des Menschenmöglichen neu verschoben.
Die Pyramide verkörpert Dauerhaftigkeit, das Kolosseum Macht, der Dom von Florenz den neuen Geist und der Burj Khalifa Größe und Selbstbewusstsein. Alle diese Eigenschaften sind bis in die Extreme ausgeprägt.